Samstag, 28. Dezember 2019

Interview mit einem MGTOW




Mit kolossalsten männerfeindlichen Vorurteilen trifft ein millenialer Vorzeigejournalist in einem Hipster-Café einen Mann, der seinen eigenen Weg geht, im politisch korrekten Helldeutschland unbekannt als MGTOW. Wird sich das Vorurteil des jungen Latte-Macchiato-Feministen bestätigen, dass alle Männer sexgierige Schweine sind, infantil und verantwortungslos, und insbesondere die, die ihren eigenen Weg gehen?



Willst du denn keine Kinder?

Ich habe diese Anspruchshaltung nicht, ich frage mich vielmehr: kann ich es verantworten, ein Kind in diese Welt zu setzen? Einen Kinderwunsch habe ich durchaus, ich mag Kinder. Ein Recht auf Kinderzeugung gibt es aber nicht.

Ein Mensch braucht, wünscht sich, will doch eine Beziehung...Sex...?

Das Grundbedürfnis lässt sich auf banale Weise befriedigen, und wer andere dafür beschämt, dass sie keinen Sex haben, sondern „nur masturbieren“, den frage ich: Was, du urinierst einfach ins Klo, du hast niemanden, der dir den Pimmel hält und deine Pisse trinkt? Was für ein Loser! Aber im Ernst: es gibt kein Bedürfnis nach Sex mit einem anderen Menschen, man kann sich sexuell selbst befriedigen. Wünsche ändern sich jeden Tag. Was bleibt, ist der Wille, und der ist frei. Warum ich nicht mit einer Frau zusammenleben will? Weil es meine freie Entscheidung ist.

Hast du keine Angst vor Einsamkeit im Alter?

Nein, aber ich habe sehr große Angst vor Einsamkeit in der Jugend. Nun bin ich 36, meine Jugend ist vorbei, und ich war immer einsam. Bis Mitte 20 war es unerträglich, bis Anfang 30 war es schwer, seit ein paar Jahren haben sich alle Nachteile der Einsamkeit erschöpft und die Vorteile werden endlich wirksam. Ich bin einsam, aber glücklich einsam.


Aber hättest du nicht gern auch Beziehungserfahrung?

Durchaus, aber nur wenn ich wieder 15 sein könnte.


Und heute mit einer 15-Jährigen?

Nur mit einer gleichaltrigen 15-Jährigen.


Fühlst du dich minderwertig, weil du nie Sex hattest?

Habe ich mich auch mit 20 nicht gefühlt. Heute bin ich sogar erleichtert und froh darüber. Ich fühle mich rein und unverstrickt. 

Hoffst du auf Sex im nächsten Leben?

Wenn es ein nächstes Leben gibt, hoffe ich, eine glückliche Kindheit zu erleben. Sexuell gibt es für mich nichts nachzuholen, ich bin drüber hinweg.


Nutzt du das Label MGTOW und distanzierst du dich von den Incels?

Warum sollte sich ein Mönch von Bettlern distanzieren? Ich habe Mitleid mit ihnen, ich hoffe für sie, dass der technologische Fortschritt sie mit Sex- und Beziehungsrobotern versorgt. 

Es würden Frauen übrigbleiben, die dann keinen Mann finden. Hast du kein Mitleid?

Ich finde es erbärmlich, wenn Beziehungen dadurch zustande kommen, dass zwei Menschen einsam und verzweifelt sind, aber nichts füreinander empfinden. Auch Frauen können sich künstliche Männer kaufen, sobald es sie gibt. Wem das nicht reicht, wie auch den Narzissten unter den Incels, der hat ein Problem mit seiner Anspruchshaltung. Keine Frau und kein Mann schuldet dir etwas. Die Welt ist niemandem einen Beziehungspartner schuldig.

Du bist, wie ich zu meiner Überraschung feststellen muss, nüchtern und vernünftig, gerecht und liebevoll, behandelst Frauen freundlich und respektvoll, wirst du dennoch manchmal als Egoist oder Loser beschämt?

Ich weiß, dass die MGTOW von vielen frustrierten Frauen und widerlichen Männern so genannt werden, aber ich habe persönlich mit solch selbstsüchtigen, narzisstischen, manipulativen und charakterlich minderwertigen Menschen nichts zu tun. Und ich gehöre nicht zu den Menschen, die Frauen Schlampen nennen, weil sie keine abbekommen.


Was stört dich am meisten an der MGTOW-Thematik?

Dass alles sich im Endeffekt um Frauen dreht. Frauen sind aber auch nur Menschen, und so sollte man sie auch sehen, und eben nicht als begehrenswerte Prestigeobjekte. Das Leben ist so viel mehr als Sex und Partnerschaft, und wer das nicht begreift, ist ein Incel, kein MGTOW.


11.2019

Dienstag, 3. Dezember 2019

La Liebè Unerwiderté





„Du warst also mehrmals verliebt, und deine Liebe wurde nie erwidert“, stellte Lunus Lunarius fest, um zu entgegnen: „...aber in deiner Schulzeit gab es doch auch Mädchen, die unglücklich in dich verliebt waren?“ Zuerst nickte ich und schenkte mir den Rest des Samuel Smith Oatmeal Stout aus der Flasche ins Glas ein, dann aber wurde mir der Unterschied zwischen Äpfeln und Birnen mit gläserner Klarheit bewusst.

„Ich liebte und war bereit, zu geben. Ich liebte leidenschaftlich und selbstlos; romantisch, aufopferungsvoll. Die Erwiderung meiner Liebe wäre bloß ein Annehmen dessen gewesen, was ich zu geben bereit war“. Lunus guckte etwas debil oder er tat nur so dumm. Ich fuhr fort: „Die Mädchen, die in mich verliebt waren, haben jedoch gewartet, dass ich auf sie zugehe und ihnen etwas gebe, und zwar das, was für die Mädchen, in die ich verliebt war, bestimmt war. Ich wollte lieben, die aber wollten geliebt werden“.

Lunus gähnte. Er kannte es selbst nicht anders, als dass wenn er eine Frau begehrte, er von ihr geliebt werden wollte, und die Anspruchshaltung hatte, dass ihre Zuneigung ihm zustand. Darum hatte er Verständnis für die Mädchen, deren passiv-aggressives Warten auf mein Werben nicht erwidert wurde. Mit romantischer, leidenschaftlicher, gebender Liebe konnte er selbst nichts anfangen. Und ich dachte: was, wenn die Mädchen, in die ich verliebt war, mich für einen wie ihn gehalten haben, für einen verweiblichten, narzisstischen Mann, der nur begehrte, aber nicht liebte.