Dienstag, 3. Dezember 2019

La Liebè Unerwiderté





„Du warst also mehrmals verliebt, und deine Liebe wurde nie erwidert“, stellte Lunus Lunarius fest, um zu entgegnen: „...aber in deiner Schulzeit gab es doch auch Mädchen, die unglücklich in dich verliebt waren?“ Zuerst nickte ich und schenkte mir den Rest des Samuel Smith Oatmeal Stout aus der Flasche ins Glas ein, dann aber wurde mir der Unterschied zwischen Äpfeln und Birnen mit gläserner Klarheit bewusst.

„Ich liebte und war bereit, zu geben. Ich liebte leidenschaftlich und selbstlos; romantisch, aufopferungsvoll. Die Erwiderung meiner Liebe wäre bloß ein Annehmen dessen gewesen, was ich zu geben bereit war“. Lunus guckte etwas debil oder er tat nur so dumm. Ich fuhr fort: „Die Mädchen, die in mich verliebt waren, haben jedoch gewartet, dass ich auf sie zugehe und ihnen etwas gebe, und zwar das, was für die Mädchen, in die ich verliebt war, bestimmt war. Ich wollte lieben, die aber wollten geliebt werden“.

Lunus gähnte. Er kannte es selbst nicht anders, als dass wenn er eine Frau begehrte, er von ihr geliebt werden wollte, und die Anspruchshaltung hatte, dass ihre Zuneigung ihm zustand. Darum hatte er Verständnis für die Mädchen, deren passiv-aggressives Warten auf mein Werben nicht erwidert wurde. Mit romantischer, leidenschaftlicher, gebender Liebe konnte er selbst nichts anfangen. Und ich dachte: was, wenn die Mädchen, in die ich verliebt war, mich für einen wie ihn gehalten haben, für einen verweiblichten, narzisstischen Mann, der nur begehrte, aber nicht liebte.