Sonntag, 26. März 2017

Die Selbsthilfegruppe




"Ist nach uns noch eine Gruppe dran?" fragte der bärtige Türke, bevor er die Tür abschloss. Die Reinigungskraft verneinte mit den Worten: "Die anonymen Alkoholiker wollen, dass nach euch geputzt wird". Im Stuhlkreis saßen zehn Leute, alles Männer zwischen 30 und 60. Der Start in die Gesprächsrunde war, wie immer, verhalten, keiner traute sich. "Hat sich jemand von euch bei "Kein Täter werden" angemeldet?" fragte Eugen, der dürre Informatiker aus Russland. Mehmet, der jüngste in der Gruppe, wollte wissen, ob man denn geheilt werden würde, wenn man teilnähme. "Pädophilie ist nicht heilbar", sagte Eric, der gut aussehende Blogger aus den USA, und wurde sogleich melancholisch: "Würde ich doch bloß auf Frauen stehen... Viele meiner Freunde sind Incels, sie verzehren sich nach einer Frau, waren aber noch nie mit einer zusammen, und gehen auf die 40 zu. Ich werde in jeder Bar sofort von hübschesten Frauen angesprochen, wir tanzen, wir unterhalten uns, und am Ende muss ich eine Ausrede erfinden, warum ich keine Beziehung oder keinen Sex will". "Was ist denn deine Ausrede?" wollte Mehmet wissen, der bei Frauen ebenfalls ziemlich beliebt war. "Ich kann nicht immer sagen, ich wäre verheiratet, - die sagen, warum bist du dann hier, und warum ist deine Frau nie dabei; ich erfinde traurige Geschichten, dass meine Frau angeblich vor Kurzem an Krebs gestorben ist, dann haben sie schon Verständnis". Leon, gebürtiger Berliner, immer steif wie ein Brett, hatte diesmal vorgetrunken und nahm am Gespräch teil: "Sitzen denn hier welche Täter?" Keiner meldete sich. "Nun, jeder von uns hat wahrscheinlich grenzwertige Bilder gesehen", sprach der älteste in der Runde, ein alter Wessi, der nach dem Mauerfall nach Berlin gezogen war, "und jeder hat schon auf illegalen Websites Fotos und Videos getauscht". Es stellte sich heraus, dass nicht jeder, sondern nur er. "Ach, was die Grünen noch vor 30 Jahren forderten, war doch sehr mutig. Kinder haben auch eine Sexualität, und ohne Gewalt..." "Sex mit Kindern ist Gewalt!" unterbrach ihn ein schüchterner Mann mit Hornbrille, der als Kind jahrelang von beiden Eltern missbraucht worden war. Mehmet vergoss eine Träne und verbarg sein Gesicht. Er murmelte, bevor er zum Fenster ging: "Ich will nicht auf Kinder stehen. Warum gibt es keine Heilung?" Leon stimmte ein: "Ich fühle mich wie ein Stück Scheiße, jeden Tag. Was kann ich denn dafür, dass ich so bin, habe ich mir das ausgesucht?" "Niemand sucht sich seine sexuelle Neigung aus, aber jeder ist dafür verantwortlich, was er tut", sagte ein neuberliner Schwabe, wonach er zugab, bei "Kein Täter werden" doch mitgemacht zu haben. Eric lehnte sich zurück. "Wisst ihr, was mich ankotzt", sprach er mit seinem lustigen amerikanischen Akzent, "dass jeder gleich denkt, man wäre Kinderschänder. Ist jeder Mann, der auf Frauen steht, gleich ein Vergewaltiger?" "Viele Frauen denken das", schmunzelte Eugen. "Und haben Recht", unterbrach ihn der altlinke Feminist, dem man die Verbitterung ansah, dass er der einzige in der Runde war, der etwas Illegales im Zusammenhang mit seiner pädophilen Neigung getan hatte.

Während der Kaffeepause stürmte eine andere Selbsthilfegruppe in den Raum, es waren acht Männer und vier Frauen, die an seltenen Phobien litten. Ein kleines Männergrüppchen stellte sich an den Tisch mit den Getränken und sprach laut über verschiedene Geschmacksrichtungen bei Rum, Cognac und Whisky. "Könnt ihr bitte leiser reden?" fragte Eugen, worauf die Antwort war: "Da läuft dir das Wasser im Mund zusammen, was, du alter Alki!" "Seid ihr nach uns dran?" fragte Mehmet, und erzählte einen Alkoholikerwitz. Die Männer lobten seine selbstironische Haltung, - und fünf Minuten normaler menschlicher Unterhaltung, ohne sich wie Abschaum zu fühlen, war ihm vergönnt. Dann kam eine der Frauen aus der Angst-Selbsthilfegruppe hinzu, und fragte mit einer Miene der Verachtung: "Wisst ihr, was das für Leute sind?" Die Männer zuckten aufgrund ihres Gesichtsausdrucks zusammen, hörten auf zu lachen, und starrten sie fragend an. "Das sind Pädophile" sagte sie, und der Raum füllte sich mit gespannter Stille. Bilcke, die mehr als jedes Wort, jede Beschimpfung und Hasstirade ausdrücken konnten, glitten durch den Raum, wonach sich die Angst-Selbsthilfegruppe richtung Tür bewegte. Kurz vor dem Ausgang konnten sich einige ihre menschenverachtenden Kommentare nicht vernkneifen, einige drehten sich um und spuckten. Eric stand auf und ging mit festem Schritt zur Tür: "Kommt bitte alle zurück". Er strahlte auf natürliche Art Macht und Autorität aus, so dass die Zwölf seiner Aufforderung nachkamen und sich auf die Stühle setzten. "Einer von uns, ich sage nicht wer, hat Kinderpornos im Internet angesehen und mit anderen getauscht. Mehr Abschaum ist nicht, tut mir leid. Keiner der anderen hat jemals ein Kind angefasst oder Missbrauchsvideos angeschaut. Hier sind zehn Menschen, die an ihrer Sexualpräferenz genauso leiden, wie ihr an euren Phobien". Es gab ein Raunen, ungläubige Blicke, und schließlich abfällige Bemerkungen. "Wir sind keine Monster", sagte Eric, und wollte die Unterredung beenden, als der Mann mit der Hornbrille ausrief: "Ich wurde selbst als Kind missbraucht, jahrelang! Und bin ich jetzt ein Täter? Nein!" "Glaube ich nicht", murmelte einer. Eine junge Frau mit maskulinen Zügen sagte: "Aber ihr habt diese Phantasien, in denen ihr Sex mit Kindern habt, darum seid ihr alle abartig". Mehmet wurde fast handgreiflich, doch Eugen hielt ihn zurück. "Meinungsfreiheit", murmelte er mit russischem Akzent. "Hört es euch einfach an", empfahl Eric seinen Leidensgenossen, "wir können dann über Vorurteile reden". Es wurde weiterer verbaler Dreck vergossen, und die Pädophilen schwiegen mit gesenkten Häuptern, denn das, was über sie gesagt wurde, stimmte größtenteils mit dem überein, was sie über sich selbst dachten und empfanden. "Wir werden pünktlich Schluss machen, damit die anderen den Raum nutzen können", sagte der für die Organisation der Treffen Verantwortliche, der in den Gesprächsrunden nie etwas sagte, und die Selbsthilfegruppe nur organisiert hatte, um Menschen zuzuhören, denen es genauso erging wie ihm. Die andere Gruppe stand auf, und es wäre nichts passiert, wenn einer aus ihren Reihen dem Mann mit der Hornbrille nicht zugeflüstert hätte, als er an diesem vorbeiging: "Es geschah dir recht, du Opfer".

Eric hörte es, packte den Flüsterer am Nacken, und setzte ihn auf einen Stuhl. Er forderte die Angst-Selbsthilfegruppe auf, sich wieder zu setzen. Als sie sich hingesetzt hatten, ließ er den Mann los und stellte sich in die Mitte: "Wir haben euch zugehört und unsere Lektion gelernt. Jetzt lernt ihr eure Lektion": Er nahm ein Glas Wasser, trank etwas, und zeigte dann gewollt unhöflich mit dem Zeigefinger auf einen älteren Herrn: "Albert Dunkelmüller, geboren 1936 in Hamburg. Verurteilter Vergewaltiger". "Woher weiß er das?" erschrak dieser, doch Eric zeigte gleich auf den Nächsten: "Egidius Uhrwerk, geboren 1948 in Dresden, zweifacher Mörder". Panische Blicke gingen durch den Sitzkreis, doch Eric ging im Uhrzeigersinn einfach weiter: "Ursula Donnerflamm, geboren 1943 in Breslau. Misshandelte auf grausame Weise ihre Kinder, ihre älteste Tochter brachte sich mit 16 Jahren um". Vor Fassungslosigkeit konnte keiner aufstehen, und die sprichwörtliche Hand Gottes bewegte sich weiter: "Mandy Durstighahn, geboren 1992 in Rostock. Drogendealerin. Ein Kunde ihrer Freundin starb an gestrecktem Heroin, Mandy hatte bisher Glück, doch für mich ist auch sie eine Mörderin, was natürlich Ansichtssache ist. Tatsache ist, dass sie genau denselben Stoff vertickt hat. Nach einer Razzia im Haus des Zwischenhändlers wurde das Heroin vernichtet". "Aufhören!" schrie die Frau, mit ihrem verachtungsvollen Blick den Stein ins Rollen gebracht hatte, und auf die sich nun Erics ausgestreckter Zeigefinger bedrohlich zubewegte. "Gut, ich kürze es ab. Drei von euch haben Kinder sexuell missbraucht, sie sind alle nicht pädophil. Warum sie es getan haben, wissen sie selbst wohl am besten. Eines der Kinder war ein Kleinkind und starb an den Folgen analer Penetration". Mehrere mussten kotzen. Ungläubig fragte der Organisator der Pädophilen-Selbsthilfegruppe den amerikanischen Blogger: "Du, das war nur Show, oder?" Egidius Uhrwerk stimmte sofort darauf ein: "Gut, jetzt haben Sie uns gezeigt, dass es nicht die Neigung ist, die einen Menschen zum Monster macht, sondern seine abscheulichen Taten. Wir bedanken uns für die Lektion, das war sehr aufschlussreich". "So ein Quatsch!" rief Mandy Durstighahn, und verließ fluchtartig den Raum. Die Gruppen trennten sich, weitere Gespräche erübrigten sich für die Pädophilen-Selbsthilfegruppe. Sie bedankten sich bei Eric und gingen nach Hause. Als Eric in den Bus einstieg, holte ihn Eugen ein und setzte sich zu ihm: "Das hast du dir schön ausgedacht, das hat sie schwer beeindruckt, aber... wären diese Leute so schockiert gewesen, wenn alles erfunden wäre?" "Eugen Krafthengst, geboren 1979 in Kemerovo. Vater starb 1982 im Arbeitslager in Magadan, Mutter deutscher Abstammung heiratete 1985 einen Dissidenten und floh mit ihren drei Kindern nach einem DDR-Aufenthalt nach Westberlin..." "Bist du Spion?" "Ich arbeite für einen amerikanischen Geheimdienst", sagte Eric, "...habe in den örtlichen Selbsthilfegruppen nach zwei Verschwörern gesucht, die eine amerikanische Einrichtung in die Luft jagen wollten. Einer war bei den Alkoholikern, der andere bei der Krebs-Selbsthilfegruppe. Jetzt sind beide in Guantanamo". "Rechtlos, wie Abschaum behandelt", murmelte Eugen, holte gedanklich zu einer Rede über rechtsstaatliche Prinzipien aus, doch wurde wieder still und seufzte.


 9.2014 

Freitag, 24. März 2017

Mein Weg





Lange ging es nur gerade aus, manchmal nach links, manchmal nach rechts, viele Kurven, aber im Prinzip immer gerade aus, nämlich nach vorn. Endlich eine Abzweigung - der schmale Waldweg wurde abzweigungwärts zu einer zwanzigspurigen Autobahn, auf der fröhliche Menschen tanzten und mir zujubelten. Als ich den Waldweg jedoch weiterging, wurden ihre Blicke finster und sie riefen mir zu: "Wie uncool!", "Du bist kein Mann, du bist ein Mädchen!", "Schäm dich!", aber ich nahm die Abzweigung dennoch nicht, ich hoffe nicht nur deswegen, weil sie meine freie Entscheidung nicht respektierten und nur dann freundlich zu mir sein wollten, wenn ich auf ihre zwanzigspurige Autobahn abgebogen wäre.

Nun ging ich den schmalen Waldweg weiter und wurde wüst beschimpft und bedroht. Sie riefen nunmehr: "Frauenhasser!", "Nazi!", "Gedanklicher Massenmörder!", wobei es nicht den geringsten Grund gab, mich so zu nennen - der multikulturellste von ihnen war mehr Nazi als ich und der fanatischste Feminist hasste die Frauen mehr als ich (Nullkommaeinbisschen ist mehr als Nullkommanull). In Gedanken wollte ich niemanden töten, nie. Natürlich habe ich mir ganz abstrakt die Nichtexistenz mancher Menschen gewünscht, aber wie ein Mädchen, wie eine Prinzessin, nicht wie ein Schlächter, der sie gern eigenhändig ermordet hätte. Nun ging ich weiter wie ein Esel, immer weiter, und es flogen Steine, Granaten, Atombomben. Mein ganzer physischer Körper wurde aufgezehrt, nur der astrale blieb. Und er - also ich - ging immer weiter, wie ein Stier.

Auf einem Berg öffnete sich eine Lufttür und ein menschlicher Schwan, ein androgyner Typ mit Flügeln, ließ mich hinein. Zwei Türen sah ich vor mir. Auf der ersten Tür stand "Himmel", auf der zweiten "Waschraum". Ich nahm die zweite, und er kommentierte: "...denn auch die unverschuldet dreckig Gewordenen müssen vor dem Eintritt ins Paradies gereinigt werden". Ein Schwein wäre sofort durch die erste Tür gerannt und durch ein tiefes Loch gefallen - auf die zwanzigspurige Autobahn. Der Mann fragte: "Fühlen sie sich denn nicht schweinewohl? Ist denn die sogenannte Hölle nicht genau das, was sie wollen, wonach sie mit Leib und Seele ihr Leben lang streben? Warum empfinden sie es als Strafe, wenn sie genau das bekommen, was sie wollen?" "Gibt es auch hier nur Freiwillige?" war meine Frage. Er schüttelte mit dem Kopf: "Wärst du irgendwo im Wald sitzengeblieben und nicht weitergegangen, oder von einer Klippe in den Abgrund gesprungen, wärst du jetzt auch hier. Nur die Reinigungsprozedur wäre deutlich länger und schmerzhafter, aber den unangenehmen Teil der Reinigung hast du bereits hinter dir". Es warteten gefühlte zehn Jahre Wellness auf mich. "Und wie geht es weiter?" fragte ich noch. "Was du im Grunde deines Wesens bist, wird nach der Reinigung übrig bleiben. Bist du nichts, wartet verwöhnend sanfte Vernichtung auf dich. Bist du nicht Nichts, bist du unsterblich". Ein Pool stand vor mir, über dem kochend kalten Wasser eine Wolke aus Wasserdampf, so dass man das Wasser nicht sah. Ich sprang hinein.

2011

Mittwoch, 22. März 2017

Kalambia Piktschers




Der alte Mann sah aus wie eine Kreuzung aus Udo Kier und Tobin Bell, sein altes Haus lag am Rande der Siedlung, ein eifersüchtiges rotes Auto stand im Hof. Auf der Kinderschaukel brannte eine lebensgroße Menschenpuppe, auf dem Motorrad daneben ein Skelett. Hitler bekreuzigte sich und da wurde Bruno ganz schwindelig, und er setzte sich auf eines der Plastikfässer mit Leichenteilen. Der alte Mann stellte sich als Dutch vor, gab der kleinen Beverly einen bei den Kindern so begehrten Alienkopf und schickte das wie die kleine Emily Perkins aussehende Mädchen heim. Fünf wilde Hühner rannten durch den Hof, verfolgt von einer zornigen alten Frau. Pauline saß auf einem Thron aus Elfenbein in einem sexuell extrem aufreizenden Königinnengewand. Ihr Spiegelbild kotzte Blut aus und verzehrte sich nach Victoria. Die zierliche Journalistin folgte Dutch ins Haus, verfolgt von reptilienartigen Höllenkreaturen, die sich um den Altar im Wohnzimmer scharten, auf dem Freddys Handschuh glitzerte. "Er lebt", sagte Dutch, und die Kinderportraits an der Wand zuckten kurz zusammen. "Ist es wahr, dass der Kurze und der Muskelmann Zwillinge sind?" machte der Alte Konversation, um die zierliche Frau von der Horrorkulisse abzulenken. "Ich möchte es wissen", sprach sie entschlossen, und griff nach Hammer und Nägeln. Der Glatzkopf saß betäubt und gefesset auf einem Stuhl, seine ganze Kopfhaut war mit einem Rasiermesser gleichmäßig in Quadrate mit etwa 2,54cm Seitenlänge aufgeteilt. "In die Schnittstellen", sagte Dutch, und die Journalistin begann mit der Arbeit. Bald würde er aufwachen, versicherte Dutch.


Ellen wachte aus einem Alptraum auf, ging duschen, trank einen Tee, und ging runter zu Dutch. "Ist er fertig?" fragte sie, und sah sogleich das vielversprechende Resultat. "Nur eine Jungfrau kann aus ihm einen Zenobiten machen", erklärte Dutch das Einladen der unbekannten Frau, die Ellen an ihre Tochter erinnerte, - ja, so hätte diese wahrscheinlich später ausgesehen, wenn Ellen es damals rechtzeitig zu ihrem elften Geburtstag geschafft hätte. Der Handschuh mit den vier Klingen bewegte sich, denn der Glatzkopf war aufgewacht. "Liberate... me", flüsterte etwas aus der Wand. Ein nacktes extrem abgemagertes Frauenwesen ging die Treppe im Spinnengang herunter, griff aber diesmal niemanden an. "Sie glaubt an dich", lachte Dutch, und reichte dem Glatzkopf einen magischen Würfel. "Sprichst du mit mir?" machte dieser ironisch sein Spiegelbild nervös. Die Geisel im Robocop-Kostüm rief noch "Wichser!" bevor Dutch im Tony-Montana-Stil ihr eine Kugel verpasste und sie vom Stuhl direkt durch die Mondtür fiel. Pauline schlug am Strand die Beine übereinander und sah, wie ein Pärchen auf Koks direkt auf dem Sand den Fick des Jahrhunderts fickte. Am Kiosk kaufte ein vorher gründlich zusammengeschlagener Weißer eine Packung Aspirin, nahm eine Tablette heraus und wunderte sich, dass da wirklich Aspririn drin war, worauf ihn der schwarze Verkäufer einen Rassisten nannte, woraufhin der Weiße den Schwarzen einen Rassisten nannte, doch dieser ließ es sich nicht gefallen, las einen Bibelvers, und erschoss den Weißen. Im Haus duftete es nach Kuchen. Die beiden Hunde von Dutch, Shrek und Grinch, warteten geduldig vor dem Ofen. Der Alte nahm den Kuchen heraus, schnitt ihn auf, bis er blutete, und verfütterte ihn an die Hunde, die zu zwei Dingern aus dem All mutierten. Zombies und Untote kamen in Scharen aus dem Wasser, und gingen an Pauline und ihrem Thron vorbei direkt zum Haus.


Die Journalistin war seit einem Jahr in eine weiße Dolmetscherin aud Afrika verliebt, sagte es aber nur Sean Penn. Sie wollte wie Odysseus ihre Mutter in der Unterwelt besuchen, Hitler grüßen, und die kleine Schwester der Dolmetscherin von den Toten auferwecken. Pinheads gieriger Geist fuhr in den Körper des Glatzkopfs, der sich etwas verformte, bis er wie Doug Bradley aussah. Die Journalistin und ihr Scientology-Bruder fürchteten zusammen weder Tod noch Teufel, doch nun war die zierliche Frau auf sich allein gestellt, da ihr Bruder ein Attentat vorbereiten musste. Pinhead zeichnete eine Türklinke auf der Tapete, und eine Tür mit gewundener Treppe nach unten tat sich auf. Die Journalistin folgte dem Zenobiten, während Dutch zum Strand ging. Er erklärte dem jungen Mädchen, dass er mitnichten seine Seele dem Teufel verkauft hatte, der als Rechtsanwalt John Milton in der Stadt sein Unwesen trieb, - vielmehr war es Gott, das allmächtige Wesen mit dem Antlitz eines alten schwarzen Häftlings aus Shawshank, mit dem er den Teufel betrogen hatte. Bei kleinsten Anzeichen von Untreue setzte sich Dutchs Auto von selbst in Bewegung und überfuhr Leute. Das 16-jährige Mädchen und die durch Hyperschlaf nicht gealterte Ellen folgten Dutch durch Pinheads Tür. "Newt", flüsterte Ellen dem Mädchen ins Ohr. Die Stadt brannte, als wäre ein Atomkrieg ausgebrochen, doch das Haus lag zu weit außerhalb der Stadt, und blieb vom Sudden Death von 9/10 der Weltbevölkerung unberührt. Bevor sich Pinheads Tür schloss, lief ein verwirrter Zeitreisender hindurch. "Ist es 1996?" rief er, und Durch rief scherzend zurück: "Welcher Tag ist heute? Welches Jahr?" "Vielleicht ist alles eine Zeitschleife", tröstete Ellen die Journalistin. Unten in einer Lava-Welt angekommen, sah man einen qualvoll verbrennenden Jedi-Ritter. Ausgeweidete Gangster hingen von der Höhlendecke runter, ein Clown verteilte Luftballons an lustige kleine Teufelchen. Die Ankömmlinge sahen eine zum Trampolin gemachte Seele über einem Abgrund gespannt, darauf trampelten Geister von Serienmördern herum. Pinhead befreite die Seele mit vier sauberen Kettenschüssen, und sie fuhr in den Körper der Freundin von Donnie Darko, der Schwester der Dolmetscherin, in die die Journalistin verliebt war. Als dies geschah, begann eine Uhr zu ticken, ein Countdown wurde ausgelöst, und Dutch nahm ein grotesk großes Handy aus der Tasche eines gerade der Verdammnis übergebenen Börsenhais. Es wurde von allen Richtungen scharf geschossen, doch wie in einem Film, traf keine der Kugeln die Frauen, die offenbar Protagonistinnen dieser Geschichte sind. Dutch wurde von den Kugeln regelrecht durchsiebt, und das letzte, was die in einem offenen Lift hochfahrenden Frauen hörten, war: "Ich weiß nicht, wie lange ich das noch ha-ha-halten kann". Unten ging alles in die Luft, doch von oben stieg ein rettender Android in den Lift; wieder im Haus angekommen, suchte die Journalistin nach dem Schlüssel für das eifersüchtige Auto, während der Android Ellen und den Mädchen einen Sarg mit flüssigem Stickstoff zeigte, in dem ein junger Polizist lag. "Mimetische Polylegierung", erklärte der Android.


9.2014


Montag, 20. März 2017

Agenda 2050




Sarah Zinn, Akademikerin, IQ 127, BMI 19, bekam 2,1 Kinder, keines davon mit Migrationshintergrundhintergrund, dumm nur, dass der Golfstrom bis dahin versiegte, da Grönland zu schnell schmolz, und Sarah Zinns Kinder gezwungen waren, nach Migrationshintergrundien auszuwandern.

Nochmal. Sahra Zinn, Hartzerin, IQ nicht gemessen, dafür das Menü angemessen und das Pflichtbewusstsein intakt, nahm jede Arbeit an, die ihr von der Arbeitsagentur angeboten wurde, und vergeudete so die fruchtbare Zeit, in der sie als gesunde junge Hausfrau einem wohlhabenden Mann zu 2,1 Kindern hätte verhelfen können, der aber mangels Sarah kinderlos blieb, weswegen die Deutschen ausstarben.

Nochmal. Sarah Zinn, nicht Fisch nicht Fleisch, gammelte rum bis zum 30.12.2049, an dem sie eine Million im Lotto gewann, mittels welcher sie ihren BMI auf 19 halbierte, sich zu einem IQ von 127 hochbildete und 2,1 Kinder aus Migrationshintergrundien adoptierte, die ihrerseits jeweils 2,1 Kinder bekamen, welche aber genetisch nichts mit Sarah zu tun hatten, weshalb Sarah Zinn ausstarb.


2010

Samstag, 18. März 2017

Nihiladen




Ist, war alles umsonst? Nein, im Nihiladen kostet so ein Nihileben 60000 Nihi, mindestens. Bin ich also noch was schuldig geblieben? Der Tod ist wie ein Universitätsabschluss: beides möglichst schuldenfrei erreichen, sonst droht Stress. Ich hätte es getan, nicht aus Verzweiflung, aus Bequemlichkeit. Das Leben ist nicht bitter oder sauer, es ist nur anstrengend, insbesondere wenn man ohne Arbeit nicht leben kann und sich in dieser hohe Ziele setzt. Warum eigentlich? Um nicht zu fragen, was sonst. Ich bin sehr müde heute Abend, ich sollte mich ins Bett legen und umbringen. Aber werden mir die 60000 Nihi erlassen? Oder bin ich sie gar nicht schuldig, sondern sie sind sich mir schuldig? Und wenn ich sterbe - wer wird Nihiversum weiterschreiben? An wen wird Natalie Portman in ihren schärfsten Stunden denken? Wer wird aus meinem Fenster gucken können, ohne nicht ich sein zu müssen? Es macht Spaß, das alte Geile. Tot würde es mir fehlen. Der da mit dem Doktortitel winkt, guck: Hurer, die, die Friedrichsfelde Ost ein- und Friedrichstraße aussteigt: Hure, und es, das Leben? Ein Hurum ist es, macht sein Fürsichsein ansicher als Sartre es je besch: reiben, ämen, eißen könnte. Es kann sich zum Molekül machen, zum reinen Soistes, zu keinem Sowillich. Es lässt dich allein in der düsteren Stunde sinnloser Erektion, und du gehst hinaus und siehst Preisschilder an Worten, Taten und Gefühlen kleben. Ein geiler Nihiladen, dennoch, aber: zweite Kasse bitte besetzen! Die Schlange reicht bis ins Zutritt für Unbefugte verboten hinein.


2011

Montag, 13. März 2017

Er wunderte sich nur




- Verstehe ich nicht.

- Was denn?

- Ich habe doch gestern gewonnen, oder?

- Ja, wegen dir ist unsere Schule Landesmeister. Geile Leistung.

- Ja, deshalb.

- Was?

- Nichts, ich wundere mich nur.

- Wieso denn?

- Vor drei Monaten habe ich doch schon den Weitsprung-Wettbewerb gewonnen, und schon da kam nichts.

- Wie meinst du das? Du hast ein halbes Jahr hart trainert, und wurdest dafür belohnt.

- Das meine ich ja. Wo wurde ich belohnt?

- Du hast doch den ersten Platz und den Pokal gewonnen!

- Ja, aber... eben. Ich habe doch gewonnen!...

- Und gestern wieder. Ich beneide dich schon.

- Ich beneide dich! Was ist das, erster Platz, Landesmeister, Pokale, das sind doch nur Symbole dafür, dass ich gewonnen habe. Du hast nur das Fähnchen geschwungen, und bist auch Landesmeister. Du wurdest belohnt, nicht ich.

- Was erwartest du denn?

- Ich weiß nicht, aber es muss doch etwas kommen. Ich war gestern auf der Party, da haben mich alle so angelächelt, aber nichts ist passiert.

- Was hätte denn passieren sollen?

- Ich weiß nicht, ich war doch da, und hatte eben gewonnen, und unsere Schule zum Landesmeister gemacht. Und die Mädchen lächelten so, aber...

- Aber was?

- Ich weiß nicht, ich stand da, stand so in der Ecke, trank was, stand eben da, wartete, aber es kam nichts.

- Dass du nicht beachtet wurdest, kannst du nicht sagen. Du warst doch der Star des Abends.

- Ja, eben.

- Was eben?

- Ich weiß nicht, ich hatte doch gewonnen, so hart trainiert, - alles richtig gemacht, oder?

- Natürlich.

- Irrtum. Es kam ja nichts. Ich habe also doch etwas falsch gemacht, ich weiß nur nicht, was. Und das passiert immer wieder. Ich bin der Klassenbeste, ich helfe, ich gewinne, aber es passiert nichts.

- Die Welt ist eben undankbar.

- Welche Welt denn? Die Welt geht schon in Ordnung. Aber wir sind doch 17, und ich meine, mit 17, da sollte doch langsam...

- Ach, das...

- Ja, genau das! Ich wundere mich nur. Du bist ja nicht gerade ein Sportler, aber bist gestern nicht allein nach Hause gegangen.

- Stimmt, meine Freundin ist mitgekommen.

- Siehst du? Wofür mache ich das alles? Ich wundere mich nur. Guck, und jetzt auch: ich stehe doch hier, lächle, sehe nicht wie Freddy Krueger aus, ich weiß nicht, ich wundere mich nur...


2012

Freitag, 10. März 2017

Amokläufer sind keine Soldaten





Amokläufer: Wo bin ich?

Soldat: Dort wo Deutschland verteidigt wird, Junge!

Amokläufer: Am Hindukusch!?

Offizier: Bingo.

Amokläufer: Was soll ich hier?

Offizier: Das was du in deiner Schule wolltest.

Soldat: Du weißt ja wie man schießt. Guck - Taliban. Schieß.

Offizier: Ich muss Befehl geben.

Soldat: Sorry.

Offizier: Schieß!

Amokläufer: Nein!

Soldat: Duschst du warm oder was?

Offizier: Schieß, verdammt! Du wolltest doch Menschen töten - hier sind Menschen. Töte sie!

Amokläufer: Das wollte ich gar nicht!

Offizier: Du bist mit Waffen zu deiner Schule gefahren, richtig?

Amokläufer: Ja.

Offizier: Du gingst in deine Klasse und wolltest schießen. Da hat der Schulpsychopolizist dich überwältigt und mit der Post hierher geschickt, damit du tun kannst, was du schon immer tun wolltest. Wo ist das Problem? Bist du zu feige oder was?

Amokläufer: Ich bin kein Mörder.

Soldat: Wir doch auch nicht!

Offizier: Doch, ihr seid Mörder. Kurt Tucholsky... Junge, warum weigerst du dich diese Taliban da zu töten?

Amokläufer: Ich hasse sie doch gar nicht... Haben sie mich wegen meines Aussehens ausgelacht? Haben sie mir schöne Augen gemacht und mich dann kurz vor dem Abschlussball verarscht? Haben sie mir Kopfnüsse gegeben? Haben sie in meinen Schulranzen uriniert?

Soldat: Aber sie haben Menschen getötet!

Offizier: Du auch, also Fresse!

Soldat: Zu Befehl.

Amokläufer: Ich wollte doch niemanden töten... Ehrlich nicht... Ich wollte doch nur... dass mich... auch... jemand... lieb hat...

Offizier: Dass du sooo warm duschst, hätten wir nicht gedacht! Von wegen, gewaltbereite, verrohte Jungs! Ihr seid die Heulsusen der Nation!

Soldat: Nicht alle sind so. Für die, die ihm Kopfnüsse gegeben haben, besteht noch Hoffnung.

Offizier: Allerdings. Schieß nun du, bist eh ein Mörder... 


2010

Dienstag, 7. März 2017

Internetter Fernsehabend





Ein Herbstabend im Jahr 2010. Eine Familie schaut auf RTL 2, wie die Bundesverteidigungsaphrodite Kinderschänder im Internet jagt.


Vater (Bierbauch, Glatze, 0,85 Promille): Die gehören aba kastriert!

Mutter (BMI-challenged, Gesichtsmaske, Fussbad): Die Görn sind doch selber schuld!

Tochter (13, Minirock, Ohrreifen): Können wir nich was anderes kukken!?

Sohn (5, spielt mit Lego): Ist das Harry Potter?

Mutter (genervt von der Gesichtsmaske): Diese Freifrau bäbäbä hastdunichtgesehen ist irgendwie zu dick.

Tochter (verkneift sich das Lachen sehr knapp, mit Bayern-Dusel): Aber nur irgendwie. Ma, bin ich zu dick?

Mutter (geht in die Küche): Wer will Chips?

Vater (1,13 Promille): Ab ins Bett ihr Nervensägen!

Tochter (blättert in der Programmzeitschrift): Basic Instinct läuft erst um 10!

Sohn (liest): Kin-des-miss... Kindesmiss? Ist das die kleine Miss World?

Vater (1,38 Promille): Nein, das ist so ein Brauch. Ins Bett jetzt!!

Tochter (bleibt auf dem Sessel): Ich gehe nich ins Bett, vergiss es.

Vater (1,37 Promille): Willst du dir anguckn wie die Penner hier die Kin...

Mutter (verärgert): Manchen Kindern würde es ab und zu gut tun, sie lernen wenigstens Reschpeckt!

Tochter (flirtet mit dem Vater): Wer ist hübscha, Ma oder ich?

Vater (1,43 Promille): Du natürlich. (überspricht es schnell mit): Aba diese Stephanie, die is ja eine Granate!

Mutter (wütend): Was hast du vorher gesagt, du erbärmlicher Säufer!?

Tochter (geht in ihr Zimmer): Ich brauch meinen Schönheitsschlaf. Bye-bye.

Mutter (baggert ihren Mann an, flüstert): Komm, lass uns einen Porno gucken, und dann machen wir Bum-Bum.

Vater (1,52 Promille): Du mit deinem Bum-Bum! Ich schau hier, wie sich Menschen angaschieren, und du Bum-Bum, Bum-Bum.

Mutter (überspielt das Beleidigtsein, presst gewaltsam zärtliches Geflüster aus): Ich warte im Bett auf dich, Bärchen.

Vater (guckt, ob sie weg ist. Das ist der Fall. Fängt an zu masturbieren): Oh, Stephanieeee, von und zu, vooon und zuuuuu...


2010