Freitag, 22. März 2013

Endsucht




Die aufgeschlagene Tür schlug ihn zu Boden, drei Männer Anfang 20, maskiert, bewaffnet, stürmten ins Haus. Anders kam schnell auf die Beine, aber bekam einen Schlag ins Gesicht und flog auf den Küchentisch. Der Anführer der Einbrecher zog eine Walther P99 und rief, alle sollten unverzüglich aus ihren Löchern kriechen. Der jüngste Einbrecher, ein schlanker Jüngling, vom Aussehen noch nicht volljährig, lief ins Kinderzimmer und rief, sie sei hier. Er setzte sich an den Computer im Wohnzimmer, rief die gesuchte Seite auf und sah den Anführer an. Das sei Michelle, bestätigte dieser. 

Anders wurde von den Einbrechern ins Wohnzimmer geschleppt und gefesselt. Von zerbrochenen Gläsern geschnitten, blutete er, auch sei Gesicht war voller Blut. "Was wollt ihr?" fragte er, als er sich neben seinem Cousin Casper und seiner Frau an die Heizung gefesselt fand. "Das andere Mädchen. Wo ist es?" - der Anführer zeigte auf den Monitor, aus dem die zarte zwölfjährige Michelle mit einem süßen Mädchen von etwa zehn Jahren ins Wohnzimmer lächelte. "Betreibt ihr diese Seite?" "Ich" sagte Anders. "Komm her" rief er den Jüngling zu sich und starrte ihn an, bis dieser mit einem Küchentuch das Blut, das von Anders aufgeplatzter Stirn in seine Augen lief, entfernte. "Lasst uns frei" sprach er nun zum Anführer. Dieser ließ sich vom befehlenden Ton nicht beeindrucken, er predigte nur: "Das da ist höchst bedenklich. Um nicht zu sagen an der Grenze zum Kinderporno". "Die Seite wurde juristisch überprüft, es wurde nichts Laszives gefunden" sagte Anders trocken. Der Anführer wurde zornig, rempelte den dritten, stillen und maskrierten Einbrecher an und murmelte, er sollte weiter nach dem anderen Mädchen suchen. "Sind die Fotos auf dieser Seite alles... sind das alle Aufnahmen von Michelle?" Der Jüngling setzte das schlanke blonde Mädchen auf den Wohnzimmertisch und roch an dem langen Haar des Mädchens, während der Anführer weitersprach: "Ich will die anderen Fotos sehen. Und die Filme". "Hören Sie, wir sind eine professionelle Kindermodelagentur. Wir haben nicht das, wonach Sie suchen" erklärte Casper.


Der Jüngling lachte: "Ich sagte dir doch, die Kleine ist noch unschuldig". Der Anführer überreichte dem stillen Einbrecher ein langes Messer, als er sah, dass die Suche nach dem anderen Mädchen von Erfolg gekrönt wurde. "Ich will sehen, wie deine Tochter weint" sagte er zu Casper. Der stille Einbrecher schlich an den Wohnzimmertisch, an dem die leicht bekleidete Michelle mit ihren großen verängstigten Augen ins Nichts schaute. "Sie ist nicht meine Tochter" rief ihm Casper nach.  "Was?" wunderte sich der Anführer. "Wir haben sie adoptiert. Sie war in Gefahr..." "Und die Gefahr hat sie jetzt offenbar eingeholt" triumphierte der Anführer und entledigte sich seines Gürtels. Michelle zuckte zusammen. Das andere Mädchen lief zu Michelle, umarmte sie und blieb neben ihr sitzen. "Sind Sie mit der leiblichen Mutter verwandt?" richtete sich Anders an den Anführer und sah den Jüngling abermals befehlend an. Doch dieser schlug ihn diesmal mit einer Vase auf den Kopf. Casper begann zu flennen. Seine Frau rief: "Tut den Kindern nichts an! Sie haben euch nichts getan!" "Oh, doch" philosophierte der Anführer, "oh, doch. Jeden Tag sah ich mir diese Fotos an, diese wunderschönen unberührten Mädchen, zart, verwöhnt, frisch, aber ich wusste, ich würde nie so ein Mädchen anfassen können, niemals. Nun bin ich hier, nennt mich den Teufel, aber ich habe mich dazu entschlossen, mein Leben in die Hand zu nehmen..." "Wir sind nicht die Guten. Lassen Sie uns frei" sagte Anders. Der Jüngling kniete neben ihm und steckte ihm das Messer in den Rachen. Er bewegte es mit der Breitseite hin und her auf Anders Zunge, wonach er sprach: "Respektieren Sie uns. Wir sind erwachsene Menschen und aus freiem Willen hier, und dieser Wille will Leid, Schmerz, Qualen, Tränen, Blut, und vor Allem Angst sehen". "Stopf ihm etwas ins Maul" empfahl der Anführer. "Ich denke, er hat es schon verstanden" erwiderte der Jüngling und setzte sich auf den Boden vor den Mädchen. "Was ich nicht verstehe, das sind doch Stöckelschuhe, oder?" wandte er sich an die Kollegen, welche bejahend nickten. "Lassen Sie die Mädchen in Ruhe!" rief Casper. "Oder was?" lachte der Jüngling, zog Michelles Schuhe aus und begann ihre Zehen zu lecken. Anders musste lachen, als er die Frage nach den Konsequenzen hörte. Die Zunge des Jünglings fuhr das linke Bein des Mädchens hoch, als die Eingangstür zum zweiten Mal eingebrochen wurde und vier Männer Ende 40 mit Maschinenpistolen das Haus betraten. Der Jüngling sprang wie von der Tarantel gestochen zur Seite, aber Michelle sah ihn befehlend an; er kroch zu ihr und zog ihr ihre silberglitzernden Schuhe mit dünnen etwas hohen Absätzen wieder an.


Überrascht und konsterniert, ließen die Einbrecher die Männer ihre Waffen wegnehmen und sich in Handschellen abführen, in einen graublauen Minibus. Die Gefesselten wurden befreit; ein hoher kahler Typ warf Anders ein Handtuch zu. "Bleib bei den Mädchen" sagte Anders und ging mit Casper und den beiden anderen Männern zum Minibus.


Der stille Einbrecher hieß Jörg, seine Sozialwohnung war nicht weit von Caspers Haus entfernt. Die Männer stiegen aus und führten Jörg zu demselben nach Hause, während Casper eine Flasche zehnjährigen Laphroaig aufmachte und Anders die restlichen Glassplitter aus seinen Armen zog. Der Jüngling und der Anführer blickten verängstigt, wie Anders Casper die Flasche wegnahm, seine Arme mit dem Whisky übergoss, Casper die Flasche zurückgab und sich mit einem Mädchenslip abtrocknete. Der Anführer senkte der Kopf - der Slip wurde ihm aus der Hosentasche gezogen. Anders hielt ihn hoch, sprach: "Dachtet ihr, der ist von Michelle?" und lachte. "Wo habt ihr ihn her?" "Im Internet ersteigert" murmelte der Jüngling. "Der wäre ihr zu groß" sagte Anders nüchtern und machte die Seitentüren des Wagens auf. Die zwei Männer stellten vier Tiefkühlboxen unter die Sitze und fuhren zur WG des Jünglings. "Was... was ist in den Boxen?" flüsterte der Jüngling wiederholt in Panik, die Männer lachten nur. 


Casper war nun breit, er stieg mit den Männern aus und nahm den Jüngling mit. Anders starrte fragend auf den Anführer, bis dieser gestand: "Ich habe mich in das Mädchen auf den Fotos verliebt. Ich wollte sie entführen und beschützen". "Und so geschah mir", beruhigte ihn Anders, während er seine aufgeplatzte Stirn verklebte. "Ich sah Michelle an einem Strand, überall gierige Böcke, und als ich ihre Eltern sah, da wusste ich, was zu tun war. Wären es Leute wie Casper, hätte ich den Schmerz aushalten können, dass sie nicht bei mir ist. Aber sie schätzten sie nicht, sie respektierten sie nicht". Anders machte die Seitentüren des Wagens auf. Die Männer stiegen ein, brachten diesmal fünf Tiefkühlboxen mit. Casper und der Jüngling waren auch dabei, und setzten sich wieder an ihre Plätze. Der Anführer starrte den Jüngling fragend an, den ganzen Weg zu seinem in einem Bauerndorf befindlichen Haus lang, aber dieser starrte teilnahmslos ins Nichts.


"Aussteigen" weckte Anders den in Gedanken versenkten Anführer. "Ich heiße Ben". "Das ist uns kein Geheimnis" bemerkte Anders trocken. Der betrunkene Casper zog den Jüngling wie ein Stück Vieh angekettet hinter sich, Anders und Ben gingen vor. Im Haus war niemand, Ben lebte allein, abgeschieden. Nicht einmal ein Haustier hatte Ben. Als die Männer, der besoffene Casper und der verstörte Jüngling ankamen, gab Anders einem der Männer eine Stoppuhr. "Und los" sagte er und begann zu suchen. "Vierundvierzig, nicht schlecht" kommentierte der Mann die Sekundenzahl. "Mach uns einen Tee, Ben" befahl Anders und wies den Gästen ihre Plätze zu. Der Abend ward lang, Ben hatte im Laufe seines Lebens als abgeschieden lebender Internetauktionshändler viele Kinderpornos angehäuft. Gegen Mitternacht gönnten sich die Männer mehrere Zigaretten, gingen dazu freundlicherweise aus dem Haus. "Du dachtest im Ernst, solche Filme von Michelle würden existieren?" fragte Anders Ben. Ben nickte. "Darum habe ich euch überfallen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen" vervollständigte er sein Nicken. Anders nahm Ben die Handschellen ab. "Töte diesen Bastard" zeigte Anders mit Bens Walther auf den Jüngling. Ben verweigerte sich der Tat. "Als Liebender einem Liebenden sage ich dir: Töte ihn, Ben, und du bist frei". Ben zierte sich, nahm aber das Küchenmesser, das Anders ihm reichte, doch in die Hand. "Was machst du? Ben!? Ben!! Sie haben meine Familie abgeschlachtet! Hörst du!? Sie haben sie aufgeschlitzt!!" "Und ihnen die Organe entnommen" sprach Anders mit gewohnt ruhiger Stimme. Ben starrte zu Boden, eine Minute, zwei, richtete sich schließlich gerade auf, warf seinen Kopf hoch und stach in den Hals des Jünglings. Casper, wieder klar im Kopf, erbrach auf den Wohnzimmertisch, schimpfte und ging in die Toilette. "Zieh das Messer raus" sagte Anders. "Eine Planänderung. Du wirst ihm selber die Organe entnehmen. Mach alles akkurat und verpacke die Organe in diese Beutelchen hier. Steck die Beutelchen in die Tiefkühlbox und ruf mich wenn du fertig bist". Anders sah nach Casper, während Ben seinen besten Freund zerfleischte; der Jüngling war noch nicht ganz tot, als Ben, den er noch aus dem Kindergarten kannte, ihm die Organe aus dem Körper schnitt. Als er fertig war, rief er Anders, dieser lobte ihn, versiegelte die Box und packte sie in den Minibus. Die Männer waren längst im Wagen und hörten klassische Musik. Ben blieb wie erstarrt auf dem Boden neben der Leiche seines besten Freundes sitzen, stand nach einiger Zeit auf und lief dem davonfahrenden Minibus hinterher. "Pass auf Michelle auf!" hörte ihn Anders noch zurufen.


 1.2010