"Ich werde ausziehen". "Mach das...Warum will er ausziehen, das Haus ist so verdammt groß, zur Arbeit fährt er 15 Minuten mit dem Bus...". Erich lehte sich zurück und betrachtete die Sterne. Dieser Sturkopf ist tatsächlich von Zuhause ausgezogen. Erich wollte auch weit weg gehen, aber hatte einem Freund etwas versprochen. Er musste sie finden.
Der September 2024 überraschte mit winterlicher Kälte. Erichs Wagen hätte sich auf der glatten Straße auch überschlagen können. Vielleicht wäre es das Beste für alle gewesen. "Hochheim", las Erich vom Schild, und suchte die Straße. Das Licht braucht keine 15 Minuten von der Sonne zum Mars, dachte Erich. Er wäre gern Julius gefolgt.
Die alte Lehrerin schickte Erich zu einem Psychotherapeuten, aber nicht in Behandlung, sondern weil dieser in der 4. Klasse neben dem Mädchen saß. "Ich nannte sie Kleinika, weil sie so viel kleiner war", sagte er. "Ich beschützte sie immer, vielleicht weil ihre Blicke so verängstigt waren. Aber das war so komisch, denn keiner tat ihr was". "Wo ist sie jetzt", fragte Erich ungeduldig, und dachte dabei an Julius. Ich hole dich ein, dachte er. "Das weiß niemand", wurde Erich enttäuscht.
Der Vater von Julius rief Erich immer wieder an: "Was sprichst du in Rätseln? Sag mir endlich, wo mein Sohn ist!" "Nun, er ist ausgezogen", sagte Erich immer, "er hat eine Arbeit gefunden, die ihn glücklich macht, und es geht ihm sehr gut". "Warum meldet er sich dann nicht mehr?" Darauf schwieg Erich nur, was hätte er denn sagen sollen, - er war einem Freund noch etwas schuldig.
"In Deckung, Erich!" rief der Verletzte, und Erich gehorchte, und kroch um sein Leben. Der blutüberströmte Mann richtete sich auf und ballerte auf den heranrückenden Feind. Er hatte Hunderte erwischt, bevor er von Hunderten von Kugeln durchsiebt wurde. Erich fing noch seinen letzten Blick, den Blick einen glücklichen Mannes, eines, der endlich erlöst wurde. Es schien, als würde sein Blick Erich genau zwei Worte zuwerfen, einen Vornamen und einen Nachnamen, und in dieser Kombination konnte doch nur ein großer Künstler die beiden Namen kombiniert haben. "Ich verspreche dir, sie zu suchen", flüstere Erich, als seine Kameraden den von einem einzigen Helden zerschmetterten Feind überranten.
Erich brach in alle relevanten Archive ein, fand aber nichts. Ein Notizbuch mit einer Gedichtreihe, die "An Kleinika" betitelt wurde, erwies sich als Fälschung in dem Sinne, dass es erst im Nachhinein geschrieben wurde. Erich stürmte das Haus der alten Lehrerin: "Es hatte sie nie gegeben, oder!?" Die Antwort war ein trauriges Nicken.
"Ich versichere Ihnen, dass ich soweit bin". "Erich, Sie sind nicht mehr der Jüngste, und was wollen Sie dort überhaupt? Sie hatten sich doch nie für Sterne interessiert". "Es geht nicht um mich, und auch nicht um die Sterne", sagte Erich, und rief einen besorgten alten Mann an, bevor er verschwand: "Julius wird nie zurückkehren. Sein Weg kennt nur eine Richtung".
Erichs Rakete war deutlich leistungsfähiger. Es würde zwar Monate dauern, aber dann ist Julius eingeholt. Auch Erich flog allein, und auch er ließ den Bordcomputer eine Maschine sein, und keine Imitation eines menschlichen Gesprächspartners. "Diese Welt, Schall und Rauch", funkte er an Julius. "Es hat diese Welt nie gegeben", funkte Julius zurück.
Als sie sich trafen, verstummte die Erde. Sie bauten das von Erich mitgebrachte Teleskop zusammen und blickten sich an, als wären sie von Hunderten von Kugeln durchsiebt worden: so glücklich, so erlöst. Ein Asteroid mit einem Durchmesser von mindestens 30 Kilometern schien den Planeten getroffen zu haben, völlig unerwartet, er kam wie aus dem Nichts. "Für mich hat Kleinika existiert, und für dich?" fragte Erich. Die Antwort war ein fröhliches Nicken.
9.2012